Phase zwischen Aufnahmeprüfung und Resultat
Die Aufnahmeprüfung ist geschafft, doch für viele Schüler/innen und deren Eltern ist die Zeit zwischen der Aufnahmeprüfung und dem Erhalt der Ergebnisse auch eine Herausforderung.
Durch unsere Tipps und Strategien erfahren Sie, wie Sie Ihr Kind in dieser sensiblen Phase bestmöglich unterstützen können. Sie erhalten wertvolle Hinweise, welche Schritte nach einer positiven oder insbesondere einer negativen Entscheidung sinnvoll sind und wie Sie kurz-, mittel- und langfristig konstruktiv mit dem Ergebnis umgehen können.
Zudem möchten wir Ihnen aufzeigen, wie Ihr Verhalten als Elternteil Ihr Kind beeinflusst und wie Sie diese Wirkung gezielt positiv steuern können.
Verständnis
Versuchen Sie zunächst, die Situation Ihres Kindes zu verstehen. Es geht nicht nur um die Prüfung selbst – für Ihr Kind spielen vor allem auch soziale, emotionale und persönliche Faktoren eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel ist das neue schulische Umfeld nach den Sommerferien und Freunde, die vielleicht nicht mehr in der gleichen Klasse oder sogar Schule sein werden. Solche Veränderungen sind in der Welt eines Kindes oder Jugendlichen von grosser emotionaler Bedeutung. Als Eltern müssen Sie den emotionalen Ballast Ihrer Kinder wahrnehmen und verstehen – Frust, Angst, Scham und Schuldgefühle sind häufig Reaktionen auf die Zeit nach der Prüfung. Hinzu kommt die persönliche Komponente und die Identitätsfrage: Ihr Kind verbindet das Prüfungsergebnis mit der eigenen Person und dies kann sein Selbstwertgefühl stark beeinflussen.
Reagieren Sie in dieser Zeit empathisch und zeigen Sie Ihrem Kind, dass es unterstützt und vor allem auch verstanden wird.
Emotionale Unterstützung
Unabhängig vom Ergebnis einer Prüfung ist es wichtig, dass Kinder oder Jugendliche von ihren Eltern emotional unterstützt und belohnt werden. Diese Anerkennung sollte sich nicht nur auf schulische Leistungen beschränken, sondern auch im Alltag eine Rolle spielen. Der Einsatz und die Haltung Ihres Kindes während der Vorbereitungszeit auf die Prüfungen verdienen bereits grosse Anerkennung. Während der intensiven Lernphase wurde vielleicht auf manche geliebte Aktivitäten verzichtet. Nun ist es an der Zeit, sich genau diesen Dingen zu widmen, die Ihrem Kind Freude bereiten. Nachdem es sein Bestes gegeben hat, sollte es nun entspannen, die wohlverdiente Ruhe geniessen können und sich wieder mit Aktivitäten beschäftigen, die es gerne in seiner Freizeit macht.
Impliziten Druck minimieren
Natürlich fiebern Sie als Eltern mit – und das ist völlig verständlich! Doch es ist wichtig, den unausgesprochenen Druck auf Ihr Kind so gering wie möglich zu halten. Auch wenn es nicht Ihre Absicht ist, spürt Ihr Kind diesen oft sehr deutlich. Das bedeutet, Ihre unausgesprochenen Erwartungen bewusst zu hinterfragen und gegebenenfalls zu reduzieren – sei es in Bezug auf die schulische Leistung, das Verhalten oder die Erfüllung bestimmter Vorstellungen. Indem Sie diesen gezielt kontrollieren, können Sie die emotionale Belastung Ihres Kindes verringern und sein Wohlbefinden nachhaltig stärken.
Zudem kann es hilfreich sein, Kontakte zu Mitschüler/innen zu fördern, die ähnliche Herausforderungen erleben. Gemeinsame Zeit mit den “Leidensgenossen” kann helfen, sich weniger allein zu fühlen und Stress abzubauen.
Geduld
“Man kann am Gras ziehen, aber der Rasen wächst nicht schneller” – emotionale und kognitive Reife entwickeln sich bei dem Kind und Jugendlichen individuell und lassen sich nicht erzwingen. Dieser Prozess verläuft von Mensch zu Mensch unterschiedlich und kann sich auch zwischen Mädchen und Jungen unterscheiden. Jede Entwicklung braucht ihre eigene Zeit. Durch geduldige und unterstützende Begleitung lassen sich langfristige Fortschritte erzielen – Druck von Aussen wirkt hier eher kontraproduktiv. Dieser kann bedeuten, unrealistische Erwartungen zu setzen oder ständig nach schnellen Ergebnissen zu suchen, was das Wohlbefinden und die natürliche Entwicklung Ihres Kindes beeinträchtigen kann. Erinnern Sie sich daher daran, eine geduldige Haltung einzunehmen und versuchen Sie, diese Ruhe und Gelassenheit auf Ihr Kind zu übertragen.Entscheid positiv oder negativ
Unabhängig davon, ob das Prüfungsergebnis positiv oder negativ ausfällt, ist der Umgang damit entscheidend für die Entwicklung Ihres Kindes. Eine unterstützende und angemessene Reaktion der Eltern kann das Selbstwertgefühl und die Resilienz des Kindes stärken. Dabei hilft es, den Fokus auf den Lernprozess und die gemachten Fortschritte zu legen, anstatt sich ausschliesslich auf das Ergebnis zu konzentrieren.
Identitätsfrage
Vor allem bei einem negativen Ergebnis ist es wichtig, dieses nicht mit der Identität des Kindes zu verknüpfen, um seinen Selbstwert zu schützen. Es ist normal, dass Kinder und Jugendliche mit der Zeit lernen, Emotionen wie Enttäuschung, Scham, Schuldgefühle und Verlustängste zu verarbeiten. Solche Gefühle stehen oft nicht in direktem Zusammenhang mit ihrer fachlichen Leistung und es ist von grundlegender Bedeutung, sie vom Resultat zu “entkoppeln”. Der Umgang mit diesen Emotionen ist ein wichtiger Lernprozess. Er hilft dem Kind, Rückschläge besser zu verkraften und sich nicht durch Prüfungsergebnisse und schulische Leistungen persönlich zu definieren.
Prüfungsanalyse
Bei einem negativen Ergebnis kann eine detaillierte Analyse der Prüfungsergebnisse hilfreich sein, um gemeinsam zu verstehen, was gut gelaufen ist und wo Verbesserungsbedarf besteht. Wichtig dabei: Bleiben Sie sachlich und vermeiden Sie persönliche Bewertungen. Konzentrieren Sie sich auf konkrete Fragen: Welche Aufgaben hat Ihr Kind gut gemeistert? Wo gab es Schwierigkeiten? Wo bestehen noch Lücken? Und in welchen Bereichen wäre es sinnvoll, einen Schritt zurückzugehen und den Stoff gezielt aufzuarbeiten? Eine konstruktive, wertfreie Analyse hilft dabei, zukünftige Fortschritte zu ermöglichen.
Mehr Infos zum Thema Prüfungsanalyse und Rekurs finden Sie in unserem Blog "Gymiprüfung nicht bestanden. Macht ein Rekurs Sinn?".
Eltern vs. Expert/innen
Als Eltern können Sie nicht alles wissen – und das ist völlig in Ordnung. Überlassen Sie die fachliche Analyse den Expert/innen. Wenn Eltern sich zu sehr in die sachliche Bewertung einbringen, besteht die Gefahr, dass emotionale und fachliche Themen vermischt werden, was für das Kind schnell belastend und stressig werden kann. Ihre wichtigste Rolle besteht darin, eine unterstützende und vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, in der sich Ihr Kind wohlfühlt. Überlassen Sie die sachliche Rückmeldung und Analyse den Lehrpersonen und Bildungsexpert/innen.
Alternativpläne
Ein offenes Gespräch über mögliche Alternativen (Plan B und C) kann den Druck spürbar verringern. Teilen Sie dabei gerne auch Ihre eigenen Erfahrungen aus ähnlichen Situationen und ermutigen Sie Ihr Kind, offen für verschiedene Wege zu sein. Neben dem Langgymi ab der 6. Primarstufe gibt es auch das Kurzgymi ab der 2. oder 3. Sekundarstufe sowie die FMS/BMS mit einer möglichen Passerelle zur eidgenössische Matura. All diese Wege eröffnen den Zugang zu einem Studium an der Universität oder einer Fachhochschule – falls dies das gewünschte Ziel ist. Ermutigen Sie Ihr Kind auch eigene Recherchen zu betreiben und herauszufinden, welche Optionen es gibt und was es spannend findet. Positiv wirken sich auch Beispiele von Ihren Freunden oder Verwandten aus, die vielleicht nicht den direktesten Weg gegangen sind und trotzdem erfolgreich und erfüllt in ihrem Beruf sind.
Eine weitere Möglichkeit könnte unsere Privatschule, das Progymi sein – ideal für Schülerinnen und Schüler der 1. bis 3. Sekundarstufe A, die sich gezielt auf die Gymi-, HMS-, BMS- oder FMS-Aufnahmeprüfungen vorbereiten möchten. Gerne informieren wir Sie bei Interesse an einem unserer Infoabende ausführlicher dazu.
Kurz-, mittel- und langfristiger Umgang als Eltern
Kurzfristig – zur Seite stehen
Unmittelbar nach der Prüfung ist es wichtig, die Anstrengung und den Einsatz Ihres Kindes zu würdigen – unabhängig vom Ergebnis. Diese Anerkennung stärkt das Selbstbewusstsein und zeigt Ihrem Kind, dass nicht nur das Resultat zählt, sondern vor allem der geleistete Einsatz wertgeschätzt wird. Dadurch motivieren Sie Ihr Kind, auch in Zukunft zuversichtlich an Herausforderungen heranzugehen.
Mittelfristig – Ursachenanalyse
Die Analyse der Prüfungsergebnisse ist ein wichtiger Schritt, um konkrete Fehler zu erkennen und anzusprechen. Dieser Prozess hilft dabei, Wissenslücken systematisch zu identifizieren. Auf dieser Grundlage lässt sich ein konkreter Massnahmenplan entwickeln, um die Lücken zu schliessen und die Leistung – und damit auch das Selbstbewusstsein – bei zukünftigen Prüfungen zu stärken.
Langfristig – das Grosse und Ganze
Was ist kontrollierbar und was nicht? Diese Unterscheidung spielt eine zentrale Rolle für die emotionale Reife und Fähigkeit Ihres Kindes, Herausforderungen anzunehmen. Auch über Prüfungen hinaus gibt es im Leben viele Dinge, die sich nicht direkt steuern oder beeinflussen lassen. Entscheidend ist, Vertrauen in den eigenen Weg zu entwickeln und zu akzeptieren, dass nicht alles sofort verbessert werden kann. Aber auch als Eltern sollten Sie Vertrauen in Ihr Kind und seinen Weg zeigen. Schritt für Schritt sollten verschiedene Optionen aufgezeigt und in einem angemessenen Tempo verfolgt werden. Gerade im Schweizer Bildungssystem “führen viele Wege nach Rom” – und jeder Weg hat seine eigenen Chancen und Möglichkeiten.
Verhalten der Eltern generell
Kinder spüren oft unausgesprochene Erwartungen, selbst dann, wenn die Kommunikation nach aussen hin entspannt wirkt. Umso wichtiger ist es, dass Sie als Eltern Ihre eigenen Reaktionen bewusst steuern, um zusätzlichen Druck zu vermeiden. Ein ruhiger und gelassener Umgang vermittelt Sicherheit und schafft Vertrauen.
Ebenso entscheidend ist es, das Kind aktiv in die Entscheidungsfindung für zukünftige Schritte einzubeziehen. Wenn es mitbestimmen kann, stärkt das nicht nur seine Selbstständigkeit, sondern auch sein Verantwortungsbewusstsein. Einen Rahmen vorzugeben, ist zwar auch sehr wichtig. Aber sobald das Kind merkt, dass seine Meinung zählt, fühlt es sich ernst genommen und entwickelt mehr Vertrauen in die eigenen Entscheidungen.
Positives Zusprechen spielt dabei eine zentrale Rolle. Konkrete Hinweise auf bereits gemeisterte Herausforderungen zeigen dem Kind, was es kann und geben ihm Zuversicht für zukünftige Aufgaben. Zum Beispiel: “Weisst du noch, wie gut du dich auf das Mathe-Quiz im Dezember vorbereitet hast und die Antwort auf die schwierigste Geometrie-Frage wusstest? Das finde ich beeindruckend!”
Eine solche unterstützende Haltung begleitet Ihr Kind nicht nur im aktuellen Verarbeitungsprozess, sondern schafft eine stabile Grundlage für kommende Herausforderungen. So lernt Ihr Kind, seine Stärken zu erkennen und Vertrauen in die eigenen Ressourcen zu entwickeln.